Axel G. Sturm

Längst überfällig!

 

Hat die Arzneimittelforschung angesichts drängender Probleme versagt?

 

Anfang der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts machte ich die Bekanntschaft mit Nootrop®, einem Psychopharmakon der belgischen Firma UCB. Das Medikament, so hieß es, solle Kindern helfen, sich besser zu konzentrieren. Schön und gut.

Konzentrationsmangel indes ist ein kleines Übel verglichen mit all den wirklich drängenden, teils hochpathologischen Krankheiten, die der heutigen Gesellschaft erheblich zusetzen. Diese Indikationen aber werden von der Pharmaforschung bis heute ausgespart. Wo bleiben endlich die Medikamente gegen Selbstüberschätzung, Anmaßung, Unbescheidenheit und hochaggressive Dummheit? Kurz: Wo bleibt die Droge der Vernunft?

Benötigt wird sie allemal: In kürzester Zeit könnte ein solches Medikament international zum Mega-Blockbuster avancieren - noch weit vor Aspirin! Die therapeutische Anwendung indes erstreckt sich nicht allein auf Politiker, die sich angesichts vernichtender Wahlergebnisse dennoch als Sieger proklamieren, oder auf so genannte Börsengurus, die selbstherrlich Konzerne einzig und allein deshalb abstrafen, weil sie, statt 30 Prozent Gewinnzuwachs zu produzieren, „nur“ um ein Viertel zugelegt haben.

Der Markt eines solchen Vernunftsmedikaments wäre riesig: Er reicht vom einfachen Autofahrer, der seine Fahrkünste überschätzt bis hin zu ganzen Wählerschichten, die wider alle Vernunft ihr Kreuzchen am falschen Platz machen. Selbst ein Prophylaxeeinsatz, ähnlich jenem der Kariesvorbeugung, wäre denkbar.

Nicht allein, dass eine Vernunftsdroge ein phänomenaler finanzieller Erfolg für das herstellende Pharmaunternehmen sein könnte: Quasi als Nebenwirkung könnten sich bisher nie gekannte Kostensenkungseffekte einstellen. Man denke nur an jene Milliardenbeträge, die durch unvernünftige Investitionen, anmaßende politische Entscheidungen oder schlicht und ergreifend aus Dummheit verpulvert werden – nachzulesen in diversen Weißbüchern und Jahresberichten.

Zwar hat es die Pharmaforschung immer noch nicht geschafft, dieses Wundermedikament zu entwickeln, einen Namen allerdings gibt es schon: Es heißt: Kant-o-fil®  - ein Kunstwort, gebildet aus dem Namen des Königsberger Vernunfts-Philosophen Immanuel Kant und dem griechischen „phil“, dem Wort für „Freund“. Letzteres findet sich bekanntlich ja auch in Sildenafil alias Viagra wieder!

 

 

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